Never ending Pechsträhne
4 Wochen nachdem wir unser
Wunschbaby doch gehen lassen mussten, verlor mein Mann nach 10! Jahren aus betrieblichen Gründen seinen Job, in dem
er immer fleißig, pünktlich und zuverlässig gewesen ist. In 10! Jahren war er
einmal krank für 5 ganze Tage.
Doch das war noch nicht das
schlimmste. Der Chef bot meinem Mann an,
ihn den Rest des Monats zu beurlauben, dass dies unentgeltlich geschehen
sollte, las er erst später im Kleingedruckten.
Der Chef hatte meinen Mann total überrumpelt
und ihm unter Zeugen einen Aufhebungsvertrag untergejubelt. Von einem Tag auf
den anderen keine Arbeit mehr, kein Lohn mehr. Keine Abfindung und erst Recht
kein Arbeitslosengeld.
Innerhalb kurzer Zeit fühlten
wir uns erneut in unserer Existenz
bedroht.
Und all der Kummer des
verlorenen Babys kam wieder „ hoch“, weil alles so kurz hintereinander
passierte.
Ein einziger Alptraum. Wir
dachten wir verlieren nun auch unser Häuschen. Und was wenn mein Schatz nicht
rechtzeitig einen neuen Job findet. Wovon sollen wir leben? Wie
sollen wir die kommenden Icsis
bezahlen?
Von der Ungerechtigkeit und
Kälte seines alten Chefs mal ganz zu schweigen.
Wir fühlten uns einfach nur
noch leer.
Und genau in dieser Zeit,
schossen meine Überstunden total in die Höhe. Mir war nur noch nach Ruhe,
stattdessen gab ich einen freien Tag nach dem anderen her nicht wissend was in
Zukunft mit uns geschieht. Dieser Papierkrieg mit dem Amt, die ganzen Bewerbungen
– es war ein graus. Dann die Termine mit dem Anwalt, doch noch zu versuchen zu
seinem Recht zu kommen. Nur Stress.
Und was wird man bei nur stress?
Richtig! Nicht schwanger!
Wir lieben unsere Haustiere,
wie jeder andere auch und hatten mal
acht Pfirsichköpfchen und drei Halsbandsittiche. In dieser sowieso schon
schweren Zeit mussten wir fast wöchentlich von insgesamt vier Pfirsichköpfchen
Abschied nehmen .Die Vogelspezialistin konnte keinen Virus und nix feststellen.
Es gab einfach keine Erklärung dafür, und diese Erkenntnis kostete auch noch
einmal grobe 200 Euro.
Unter den vier
Pfirsichköpfchen war auch mein absoluter
Liebling Schuschu, deswegen nenne ich mich hier auch so. Schuschu war ein
Weibchen und wollte immer brüten, baute Nester wie am Fließband und legte auch
Eier. Nur egal, wen ich ihr als Partner in die Voliere setzte, keiner eroberte
ihr Herz.
Wir rissen uns beide Beine
aus, kauften extra aus Süddeutschland bei einem renommierten Züchter potentielle Heiratskandidaten für Schuschu, alles
vergebens.
Dreimal kam ich total
übermüdet von der Arbeit heim und wollte
nur noch Ruhe haben. Drei mal sagte mein Mann mir, dass schon wieder ein
Pfirsichköpfchen gestorben sei. Jedes Mal dachte ich nicht mehr in der Lage zu
sein, noch weitere schlechte Nachrichten aufnehmen zu können. Beim vierten Mal
war es dann mein Schuschu der es nicht geschafft hatte und ich war
wieder total traurig.
Alles fühlte sich so
kompliziert und schwer an, als wenn man eine Bleiweste trug. Man kam innerlich
gar nicht mehr zur Ruhe.
Wir wollten nur noch
ausspannen und ich ersehnte meinen Urlaub.
Auf der Arbeit ging alles
schief. Mir vielen Stapelweise Gläser runter und ich schnitt mir in die Hand,
als ich nur noch schnell netterweise nach Feierabend Getränke verteilen wollte.
Die Gläser brachen in 1000 Stücke. Ich habe ewig gebraucht Besen und Schaufel
ausfindig zu machen und mindestens noch einmal genauso lange, um alles so zu
säubern, dass sich niemand mehr verletzen konnte.
Dann kam ich nach Hause und
mein Mann erzählte mir, dass er einen Antrag stellen müsse, ob er in den Urlaub
dürfe oder wenn er in eine andere Stadt will. Das hat mir den Rest gegeben.
Diese Erniedrigung als hätte man was verbrochen. Mir tut jeder, der
unverschuldet in so eine Situation gerät echt leid.
Teilweise kommt man sich vor,
wie ein Schwerverbrecher.
Also da auch noch einmal
Seele aufs Tablett gelegt und erklärt warum wir den Urlaub brauchen.
Großzügigerweise bekamen wir
nachdem wir schon nicht mehr dran glaubten,4 Tage bevor ich meinen letzten
Urlaubstag hatte grünes Licht vom Arbeitsamt.
In der Zwischenzeit warteten
wir in einem Cafe an meinem einzigen freien Tag über 45 Minuten darauf ,dass
jemand unsere Bestellung annimmt ,dann hatten wir die Nase voll und gingen.
Frühstück gestrichen, dann
eben Mittagstisch bei einem Schlachter.
Ich entschied mich für
Krustenbraten, klang lecker. Roch lecker.
Normalerweise, wenn Du dich
in so eine Reihe anstellst bekommt der vor dir Kruste und der nach Dir
knusprige Kruste und du selbst natürlich nicht, nach dem Einteilungsprinzip und
zwar egal wo du in der Schlange stehst und fand mich damit ab.
Doch ich bekam auch welche!
Was ich nicht bekam war noch
am selben Tag einen Zahnarzttermin, da mir allen Ernstes ein sichtbarer Eckzahn
abbrach.
Völlig entnervt fuhren wir
wieder nach Hause.
An meinem 40. Geburtstag
machte ich keine Feier. Ich wollte nicht.Seit wir unser Baby verloren haben
ging einfach soviel schief, dass ich nicht in der Stimmung war. Ich ließ diesen
Tag einfach sausen und pfiff auf alles.
Wir wollten nur noch weg,
nicht nach New York, das ging ja auch gar nicht. Jetzt ja erst Recht nicht
mehr.
Aber ein paar Tage an den
Rhein und wie Oma und Opa spazieren gehen, zur RUHE kommen!
Vorher durften wir uns bei
„so genannten Freunden“ noch rechtfertigen, wie wir uns das denn leisten
können.
Ich hätte ihnen ins Gesicht
springen können!!!
Stattdessen rutschte ich am
letzten Arbeitstag abends zur Spätschicht noch einmal ordentlich aus und brach
mir fast den Hals. Eine Bewohnerin hatte „Flüssigkeit“ verloren, die ich nicht
gesehen hab.
Es blieb nur bei einem
Schreck. Trotzdem fühlte es sich an, als wäre alle Welt gegen uns.
Erst recht als ich endlich im
Auto saß nach Feierabend und mir beim erzählen, wie ich gerade voll
ausgerutscht sei, das mühselig zusammengefriemelte Zahnprovisorium erneut
abbrach.
Ich sah aus wie „Karl A….“.
Die Autofahrt zum Rhein nutze
ich um laute Musik zu hören, Rockmusik!
Ich höre so was normalerweise
gar nicht, brauchte aber etwas um mich abzureagieren! Mein Schatz hört so was
auch nicht und war nach der stundenlangen Fahrt nicht nur leicht verstört
sondern auch vorübergehend taub.
Die ersten Nächte im Urlaub
hatte ich nur Alpträume, weil meine Seele erst einmal ordentlich nachzuholen
hatte, was in den letzten Monaten alles passiert war.
Als endlich meine Augenringe
kleiner wurden mussten wir auch schon wieder los.
Schön war es trotzdem.
Auch wenn es ausgerechnet bei
„Rhein in Flammen „ in St. Goar beim wundervollen Feuerwerk Stunden aus Eimern goss, als gäbe es keinen
morgen mehr.
Wir saßen auf einer Mauer und
blieben eiskalt sitzen, zusammengekauert unter einem kleinen Schirm.
Wir hatten die Nase voll,
davon dass immer alles schief zu gehen drohte und holten uns ne Flasche
Federweißer und aßen Schweinebraten (ohne Kruste!!!) vom Pappteller mit
Plastikgabel.
Dadurch erlebten wir den
ersten glücklicheren Abend seit langem.
Und der war so was von
romantisch!
Die Pechsträhne, hatte uns
viel Kraft und Nerven gekostet.
Wir hatten nichts dagegen,
das diese sich endlich aufzulösen schien!
Und so konnte ich endlich mal
wieder aus vollem Herzen lachen, auch mit abgebrochenem sichtbarem Eckzahn.
War mir doch egal! Ich kannte
ja eh niemanden und außerdem war ich verheiratet :))))
Es folgten wenige Wochen
später noch ein Autounfall, wo uns mitten auf der Autobahn das Getriebe und die
Kupplung herausgebrochen sind. Wir blieben großzügigerweise unverletzt. Die
Rechnung von über 1200!!!Euro Reparaturkosten tat trotzdem höllisch weh.
Kostbares Geld, wovon wir eigentlich jeden Euro für die Kinderwunschbehandlung
bräuchten.
Drei mal rief die Werkstatt
an und fragte, ob wir die Reparatur wirklich wollten bei so einem alten Wagen.
Wir hatten keine Wahl. Wir
leben auf einem schönen „Kuhdorf“, sind auf ein Auto angewiesen. Für ein neues
Auto fehlt uns das Geld.
Überhaupt fehlt uns für so
vieles in letzter Zeit das Geld. Alles geht für die Behandlung drauf.
Unsere Gehirne hingen schon
am seidenen Faden und trotzdem steuerten wir (zum Glück ahnungslos) direkt auf
das nächste Unglück zu.
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