Wir waren kaum aus dem Urlaub
zurück, da hatte mein Mann eine Jobzusage!
Der Witz ist, es sieht bis
heute so aus, als hätte er sich absolut verbessert. Er hätte jetzt aufgrund
besserer Arbeitszeiten zeitlich gesehen
sogar mehr von seinem kleinen Baby, wenn dann mal eins kommt.
So kann etwas negatives auch
immer etwas Gutes haben.
Nur das weiß man vorher in
dem Fall ja leider nicht.
Schade eigentlich, wir hätten
uns eine Menge Kummer ersparen können.
Die doofen drei Monate Pause
nach einer Fehlgeburt waren nun auch endlich rum.
Ich wartete auf meine Tage,
damit ich mit dem spritzen der Hormone beginnen konnte.
Vorher war meine Krankenkasse
so nett und vertrieb mir die Zeit, in dem sie versuchte Geld zu sparen.
Den Antrag auf drei neue Icsis war schon kurz nachdem wir
unser Kügelchen verloren hatten durch. Wir hatten uns da gleich drum gekümmert. Den Antrag hielt ich
also bereits in den Händen als ich noch
39 Jahre alt war.
Nun behauptete die
Krankenkasse auf Nachfrage, dass mir pro
Versuch 300 Euro Zuschuss zustehen würde, jedoch nicht der 50% Anteil der
Gesamtkosten weil ich ja nun inzwischen 40 Jahre alt sei.
Das hat mich so geschockt,
dass ich sie reden lassen habe und einfach nur anfing zu weinen.
„Sie wissen was das für uns
bedeutet?“
Ich befürchte es „Frau
„Schuschu“…
„Richtig, dass mein Mann und
ich aus finanziellen Gründen niemals mehr eine Familie gründen können…“ und
dann weinte ich nur noch.
Außerdem fragte ich sie ,wie
ich mich hatte so täuschen können. Ich hätte das doch schriftlich bekommen. Ich
kann mich doch nicht so geirrt haben!
Ich erzählte ihr , warum ich
überhaupt die Krankenkasse gewechselt hatte. Das ich eben dachte, dass endlich
mal jemand begriffen hat, wie wichtig das für Paare mit solchen Diagnosen ist
und das eben auch eine Frau über 39 noch durchaus in der Lage sei Kinder zu
bekommen. Es tat ihr sichtlich leid und sie wollte gleich morgen noch mal ihren Vorgesetzten
fragen und versprach mir mich zurück
rufen.
Ich dachte nur nicht schon
wieder!
Was ist das für ein Jahr? So
viel Stress und Ärger. Wir haben in diesem Jahr geheiratet und bis jetzt machen wir eine Prüfung nach der anderen. Es
fühlte sich einfach nicht richtig an. Es machte langsam aber sicher den ganzen
Zauber kaputt.
Ich zweifelte schon durch den
ganzen Nervenkrieg an meinem Verstand. Aber ich war mir sicher, dass die Dame
falsch lag.
Ich suchte das ganze Haus
nach diesem dämlichen Zettel ab. Ich fand ihn nicht! Ich hab alle Schubladen
und Ecken abgesucht, alles durchgewühlt- nichts.
Ich war im Glauben ihn
weggeschmissen zu haben, weil ja der genehmigte Antrag das eigentliche
Heiligtum in meinen Augen war.
Den Zusatzzettel mit den
Leistungen hatte ich nur als Formschreiben angesehen. Und nun weinte ich zum 1000-mal
in diesem Jahr, verzweifelt was nun werden würde, jetzt wo ich es nicht
beweisen konnte das ich im Recht war.
Auch mein Mann war sehr
geschockt und wir diskutierten, ob wir bereit wären, uns für unseren
Kinderwunsch zu verschulden. Ich reagierte emotional, mir war das doofe Geld
egal. Das konnte ich auch zurückzahlen, wenn ich eh nur eine begrenzte Zeit
mich noch solchen Behandlungen aussetzte. Dann ist das eben so. Es ist mir
inzwischen völlig Wurst, ob wir deswegen eines Tages wieder in einer ein Zimmer
Bude leben müssen. Wenn kümmerts. Was sollen wir auch mit dem Haus nur wir
beide ganz alleine. Mein Mann war da sachlicher und vernünftiger und so
stritten wir uns den Abend auch noch.
Ich schlief die ganze Nacht
nicht und googelte mich wieder einmal doof. Ich siebte die ganze
Krankenkassensatzung durch bis ich es wieder fand! Den schriftlichen Beweis,
dass ich im Recht war. Dann googelte ich nach den allerbesten Anwälten, der
sich im Recht von Kinderwunschpatienten auskennt. Ich wollte mir das nicht mehr
gefallen lassen. Nur weil man sich in dieser Gesellschaft dagegen wehrt ein
Arsch zu sein, heißt das nicht, dass hier jeder mit uns machen kann, was er möchte.
Wir waren jetzt satt von zwischenmenschlichen
Enttäuschungen.
Es war schon fast 7.00 Uhr
morgens und ich hatte Augen so dick wie Apfelsinen. Aber meinem Mann zu
erzählen, dass die von der Krankenkasse was erleben können und was ich
herausgefunden hatte, das schaffte ich noch.
Dadurch das ich mir die Nacht
für Recherchen um die Ohren gehauen hatte, verschlief ich die Möglichkeit zu
meinem Hausarzt zu gehen-zum Glück!!!
Von einem penetranten
klingeln wurde ich aus dem Schlaf gerissen.
Krankenkasse am Apparat.
Diese hat sich in aller Form entschuldigt.
Sie hätten noch mal alles
durchgeguckt und selbstverständlich bekomme ich für drei Versuche 50%
erstattet. Da diese Änderung ab 40 auch erst neu ist, hätten sie dies einfach
zuerst falsch entschieden. Sie wünschte mir noch ganz viel Glück und somit
löste sich zumindest dieses Problem in Luft auf.
Wieder so ein Lebenslooping…von
völliger Verzweiflung zu „Alles wird gut“. Man kommt seelisch gar nicht mehr so
schnell hinterher.
Mit einer Frisur wie ein
Besen huschte ich im Schlafzwirn zum Briefkasten, gucken ob das versprochene
Schriftstück der Krankenkasse schon da ist- war aber so schnell natürlich nicht
der Fall.
Stattdessen fand ich Post vom
Finanzamt, Rückzahlung!
Donnerwetter!
Danach huschte ich schnell
auf Klo und hatte die nächste frohe Botschaft- ich hatte durch den ganzen
seelischen Stress meine Tage 9 Tage!!! zu früh bekommen. Das war in diesem Fall
wunderbar.
So rief ich meine
Kinderwunschklinik an und vereinbarte einen Termin.
Auf einmal war es soweit, die
zweite ICSI ging los.
Voller Hoffnung betete ich
nach all dem Stress für einen doch noch schönen Jahresabschluss.
Dadurch das mein Hausarzt an
diesem Tag nicht mehr aufhatte,
„musste“ ich zu meinem
Frauenarzt und traf dort auf gesunde und verständnisvolle Ohren. Man zog mich
einfach ohne Probleme aus dem Verkehr. Ich sollte seelisch zur Ruhe kommen und
Kraft tanken, damit die nächste Icsi, den gewünschten Erfolg bringen kann.
Mit all meine Ängste und
Befürchtungen traf ich auf völliges Verständnis und man bestätigte mir, das
dieser Weg der Kinderwunschbehandlung alles andere als ein „Kinderspiel“ sei.
Man empfand mein seelisches Chaos als den Umständen entsprechend „normal“ an.
Man solle nicht unterschätzen, was da alles hinterstecke. Wichtig sei es über
alles zu reden. Und das tat ich. Und es tat gut. Allein schon jemanden
gegenüber zu sitzen, der einen versteht war eine einzige Wohltat und half mir
gesund zu werden!
Nach all dem hin und her war
ich einfach nur dankbar und froh darüber.
Wie unterschiedlich die
Meinungen der Ärzte sind und wie geistig unflexibel manch einer ist, ist
einfach nur erschreckend.
Wie kann es angehen, das in
so modernen Zeiten wie jetzt künstliche Befruchtung entweder ein Tabuthema oder
ein total oberflächlich behandeltes Thema in dieser Gesellschaft sein kann?
Würden wir alle ,die davon
betroffen sind, sich nicht eh schon die Verzierung abrechen um alles terminlich
und finanziell unter einen Hut zu bekommen, müssten wir alle dafür auf die
Strasse gehen und unsere Stimme erheben!!!
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